diverses

in den letzten wochen habe ich vermehrt über das thema überzeit reflektiert. es gibt menschen, die sind stolz auf ihre angehäufte überzeit. wollen damit zeigen, dass sie strebsam und fleissig sind. als person, die keine überzeit ansammelt, sondern so viel arbeitet, wie vertraglich festgelegt, fühlt man sich sehr schnell schlecht. man fragt sich “bin ich faul?”, “leiste ich zu wenig?” dabei ist das, was ich mache, genau richtig. am ende des tages sagt niemand danke, wenn ich meine freizeit fürs büro opfere. ich bin eher stolz darauf, dass ich meine aufgaben so einteilen und erledigen kann, dass ich keine überzeit anhäufe. was nichts damit zu tun hat, dass ich nicht engagiert bin. sondern ich messe meine leistung nicht an überzeit. meine (mentale) gesundheit wird mir danken. sowieso ist das konstrukt leistungsgesellschaft total absurd. je mehr leistung, desto besser. aber nur jene leistung zählt, die man in überstunden/geld messen kann. auf dich und deine mitmenschen achten und dich um sie kümmern? keine leistung. zeit für sich selber nehmen? keine leistung. sich um ein gemütliches zuhause kümmern? keine leistung. leistung ist nur das, was uns der kapitalismus vorgibt. (und wo wir auch sehr schnell in patriarchale strukturen verfallen…)

und wenn ich gerade schon dabei bin möchte ich gleich weiterschreiben und ein treffendes zitat aufgreifen: wenn der gemeinsame feind verloren geht, bekriegt man sich gegenseitig.

in so einer schieflage befinde ich mich gerade. und frage mich, wo das hinführen soll. meinungen, machtspiele, gedanken und ganz viel emotionen scheinen eine derartige schieflage hervorgerufen zu haben, dass man sich nun gegenseitig das leben schwer macht, und ich nicht mehr zuordnen kann, ob ich mich nun nicht doch eher im kindergarten befinde. wenn leute mit hohem ansehen und hohen löhnen in ihrem stolz verletzt werden, dann scheint es kein halten mehr zu geben. ausgetragen auf den schultern all jener, die das gerüst noch zusammenhalten.

jemand anderes schrieb bereits über die fehlende rahmung, weshalb auch von mir etwas länger nichts kam. das veranlasst mich aber darüber zu schreiben, denn das problem ist nicht die fehlende lust oder zeit, sondern den anspruch an mich selbst. ich frage mich: ist das interessant was ich da schreibe? möchte das überhaupt jemand lesen? das muss doch eine message haben, etwas sinnvolles sagen…

aber was heisst schon sinnvoll. es kann wohl kaum sinnvoll sein, mich selber vom freien schreiben abzuhalten, nur weil ich nicht genau weiss, ob das jemanden interessiert. dabei ist es doch wichtig, dass es mir was gibt, egal was der inhalt ist. in dem sinne versuche ich nun frei von der leber zu schreiben, ob das nun jemand liest oder nicht ;)

morgen am 1. juni startet der alljährliche pride monat. ein monat, in dem überall regenbogen zu sehen sind. die vielfalt wird gefeiert, sie wird sichtbar und man spricht darüber. in diesem monat passiert viel schönes, buntes: viel aufklärung, viel sichtbarkeit und sensibilisierung für themen, die schon lange akzeptiert sein müssten. menschen, die andere menschen lieben oder mit ihnen intim werden, egal welche identität oder sexuelle orientierung diese menschen nun haben. eine völlig natürliche gegebenheit, die heutzutage allerdings immernoch eines speziellen monats bedarf, weil das in der gesellschaft nicht akzeptiert wird. und noch schlimmer: viele firmen und unternehmen nutzen diesen “hype”, um ordentliche gewinne zu machen. auf ein produkt einen regenbogen aufdrucken, damit es mehr verkauft wird? – tolle idee! sich wirklich für die rechte von minderheiten einsetzen und sie ausserhalb des pride monats unterstützen? – nö, wozu auch?

der pride monat ist dafür da, dass wir uns als bunte community zeigen und vorallem feiern können. wir dürfen stolz sein, auf all das, was bisher erreicht wurde. leider sind wir noch nicht da, wo wir sein müssten, nämlich dort, wo es keinen pride monat mehr benötigt.

Wir heissen dich als Autorin willkommen bei Schieflagen. Danke für dein Engagement. Das Weblog ist nun einsatzbereit.