… Herbscht lass dini Maske falle

Ein Hagenbuchenblatt im Wind- an einem seidenen Faden, gewebt von einer Gartenkreuzspinne. Ich nenne sie mal „Freddyne Chan-alles“ (THX! an Marius Tschirky für den Namen, wenn auch für einen Wurm und nicht für eine Spinne).

Das verwelkte Blatt weht im herbstlich aufziehenden und leicht erfrischendem Wind, der heute durch die Strassen des Sandagger’s weht. Wohin es geht – bestimmt der Wind. Ja, die Blätter fallen und es ist Zeit – Laub zu blasen. Als gestandener Hausmann, natürlich und selbstverständlich – in dieser Zeit – „artgerecht“ den Laubbläser auf elektrisch umgestellt. Was wollen die Nachbarn noch mehr!

Nach 15 Jahren habe ich nun nicht mehr das lauteste Gebläse im Quartier!

By the way: Ich habe die Nachbarn noch nicht darauf vorbereitet, dass ich schon lange den Gedanken hege – ein Alphorn zu bauen und dies natürlich im Garten zu blasen. Kein Scherz. Und vielleicht wünschen sie sich dann das alte „Benzin-Laub-Gebläse“ sehnsüchtig zurück. Klimawandel hin oder her. Da kommt mir doch spontan Konrad Adenauer in den Sinn:

Ich bin, wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich!

Der Herbst zeigt mir jedes Jahr erneut auf – wie endlich das Leben ist. Und wie ich Themen, die an sich zur Gesellschaft gehören, marginalisiere. Den Tod, die Einsamkeit, das Alter, die Depression oder die Selbstmordrate in Gesellschaften – David Emile Durkheim lässt grüssen.

Vielleicht wäre es angesagt – eine Herbstselbsthilfegruppe zu gründen. In wir miteinander über das, was das Leben eben ist und was es im Zusammensein ausmacht. Ein Auf und Ab, – wie ein Herbstblatt im Wind. Die gleichen Probleme und die gleiche Endlichkeit, getrieben vom Wind im Austausch mit dem Gegenüber. Und ehrlich gesagt, auch ich habe meine Mühe damit – eine Gratwanderung mit der Öffnung zu der Person, der einem gerade gegenüber steht oder sitzt – wo auch immer. Endlichkeit in Raum und Zeit – oder gar in der „Raumzeit“. Aus dem Sternenstaub kommen wir und in einer herbstlichen Supernova unserer Sonne enden wir – und mit Sicherheit schon viel, viel vorher.

Vielleicht ist es wirklich an der Zeit miteinander zu reden. Weil die Welt – wie das Herbstblatt an einem seidenen Faden hängt.

Aber diesen Wahlslogan finde ich auf keinem Wahlplakat für die kommenden Nationalratswahlen 2023.

Epilog: „Kölle, loß di Maske falle Zeich mer endlich di Jeseech Kölle, loß di Maske falle Ich weiß jenau die bruchs du nit Maske bruchs du nit“.

Brings, eine Kölner Rockband aus den 90ern.

Man könnte Kölle (Köln) auch durch das Wort „Herbst“ oder „Hey, du“ ersetzen.

Matti Fleischer: Blog on Wordpress: https://mattifleischer.wordpress.com