selbst|vers|tändeln

War letztes Mal noch die Rede vom Übergang als Thema, ist es heute nun die menschliche Mühe damit. Übergänge geben zu denken, ja schmerzen, weil sie unsere Selbstverständlichkeiten beissen oder – das reicht völlig – auch nur anknabbern.

Dabei brauchen wir sie doch, unsere Selbstverständlichkeiten! Nicht auszudenken, wenn wir uns um jeden einzelnen Atemzug Gedanken machen müssten. Oder wir tagtäglich Angst haben müssten, am nächsten Tag nicht wieder zu erwachen. Mit anderen Worten: Wir brauchen dieses “Vegetieren”, diesen “Autopiloten”. Aber aufgepasst, denn zu viel davon und wir landen in unserer eigenen Truman-Show. Diese kennt nur ein Innen und ein Aussen, die voneinander getrennt sind. Der nagende Übergang von innen nach aussen oder umgekehrt ist es dann eben, der uns schmerzt.

Was also tun? Ganz klar: tändeln! Und noch mehr: selbst-vers-tändeln!

Aus dem vermeintlich Selbstverständlichen das Selbst, den Vers und das Tändeln herausarbeiten. Das Selbst, indem ich mir bewusst mache, wen oder was mein Selbst ausmacht; den Vers als zweckfreie und schöne Ver(w)ortung dieses Selbst; das Tändeln schliesslich als die verspielte, fragende und entdeckende Geste, die den Autopiloten immer wieder anstupst und wach hält, damit er nicht einschläft und auch keine Krusten bildet, an denen wir uns beim nächsten Übergang – und der kommt, selbstverständlich! – blutig aufschürfen müssen.