schief | lage

dwars nennt der Norddeutsche es in Anlehnung an die Matrosensprache, wenn etwas quer ist, windschief ist oder eben nicht im Lot. Land- (und See-!)läufig werten wir ja Gerades positiv sowie Schiefes negativ und das gab und gibt mir immer wieder zu denken. Ist es nicht gerade (sic!) das Schräge, das uns anzieht und das Kuriose, das Sich-der-Logik-Entziehende, das motiviert?

Es sind die Ränder der Ordnung, der Konzepte, an denen es magisch wird; dort, wo kein ordnender Fokus mehr wirkt und wo das Spiel der Dynamik seinen freien Lauf hat. Dort also, wo die ungezwungene Lebendigkeit in freier Wildbahn anzutreffen ist.

A propos “frei”: Vielleicht braucht es Queres bzw. Queeres, um den alten weissen Mann zu überwinden und zu echter Diversität zu gelangen, ohne dass es jemanden gibt, der den anderen ihre Plätze in “der” Gesellschaft zuweist.

Und sollte einmal die Schieflage in Schieflage geraten, so mag trösten: ohne Dynamik keine Lebendigkeit, ohne Balance keine Dynamik und ohne Schieflage – ohne Disbalance – keine Balance.